Trainer Jürgen Bellersheim im Interview

Zur Saison 1999/2000 kam Jürgen Bellersheim als Spielertrainer zur SG Oppershofen – und ist ihr bis heute treu geblieben. Der ehemalige Regionalligaspieler (SG Egelsbach) und Deutsche Meister mit der A-Jugend von Eintracht Frankfurt (1985) absolvierte in den vergangenen 22 Jahren fast 600 Spiele für die SGO. Im vergangenen Winter übernahm Jürgen Bellersheim, der von der Wetterauer Zeitung im Jahr 2017 als „Libero mit Legendenstatus“ beschrieben wurde, das Traineramt von Christian Ehnert. Im SGO-Interview schaut der Oppershofener Übungsleiter auf die Hinrunde zurück und wirft bereits einen ersten Blick nach vorne.

SGO: Hallo Jürgen, die Hinrunde ist nun seit zwei Wochen beendet. Deine Mannschaft befindet sich auf einem Nicht-Abstiegsplatz, was ja das vor Rundenbeginn gesteckte Ziel war. Allerdings hat man diesen Platz auch nur auf Grund des besseren direkten Vergleichs inne. Wie fällt dein Fazit zu dieser Hinrunde aus?

Jürgen Bellersheim: Vor der Saison hätte ich den Tabellenplatz sofort unterschrieben, zumal wir nach der verkorksten letzten Saison ohne Punktgewinn nicht wussten, wo wir stehen.

Die Runde startete ja mit einem Highlight (Anm. d. Redaktion: Amateurspiel des Monats in Schwalheim) und einem guten Ergebnis (Anm. d. Redaktion: 2:2). Danach hatten wir Probleme gegen Ockstadt und Trais, haben uns dann aber ganz gut zurechtgefunden. Schon in Heilsberg war ein Aufwärtstrend zu erkennen, der sich dann in den Spielen gegen Ober-Mörlen, Beienheim II und Steinfurth II auch auf dem Punktekonto bemerkbar machte – das Spiel in Kaichen habe ich bewusst ausgeblendet. Einer knappen Niederlage gegen Wohnbach/Berstadt folgten zwei Unentschieden gegen Kloppenheim und Groß-Karben und wir standen nach dem 11. Spieltag ganz gut da. Danach lief leider punktemäßig nichts mehr zusammen.

Die Entwicklung der letzten Wochen stimmt mich deshalb etwas nachdenklich, weil wir unser Potenzial nicht mehr abgerufen haben und in einen negativen Trend hineingeraten sind. Daran müssen wir arbeiten.

Unter dem Strich steht im Moment ein Nichtabstiegsplatz.

SGO: Bislang konnten 12 Punkte eingefahren werden. Von der Punktausbeute her, hatte man sich jedoch sicherlich etwas mehr zum Jahreswechsel vorgenommen, oder?

JB: Sicher wäre der ein oder andere Punkt mehr drin gewesen, zum Beispiel in Ober-Hörgern oder Heilsberg.

Am Ende ist es wichtig mehr Punkte zu haben als mindestens zwei andere Mannschaften.

SGO: Welche Spiele aus dieser Saison sind dir besonders in Erinnerung geblieben und weshalb?

JB: Insbesondere das Spiel gegen Ober-Mörlen ist mir sehr positiv in Erinnerung geblieben. 90 Minuten leidenschaftlich und diszipliniert gegen einen spielerisch klar überlegenen Gegner verteidigt und dann in der letzten Minute den Siegtreffer erzielt. Da hatte ich tatsächlich eine Gänsehaut.

SGO: Mit dem Ende der Hinrunde am 07.11.2021 liegen fast vier komplette Monate Winterpause vor dir und deiner Mannschaft. Wie sieht der Fahrplan in dieser Zeit aus? Wurde die Winterpause bereits Anfang November eingeläutet?

JB: Bis etwa Mitte Dezember trainieren wir dienstags und donnerstags weiter.

Zusätzlich kann freitags in der Halle in Rockenberg zusammen mit den AH noch etwas gekickt werden.

Anfang Januar werden wir mit einem Laufprogramm starten. Unser Fitnesscoach Henrik Apel wird sich da sicher noch etwas einfallen lassen. Mitte bis Ende Januar geht es dann mit der eigentlichen Vorbereitung los. Anfang März müssen wir topfit sein, zumal die ersten drei Spiele der Rückrunde schon sehr entscheidend für uns sind (Anm. d. Redaktion: Trais, Hoch-Weisel, Florstadt).

SGO: Der Kader der SGO ist verglichen mit anderen Vereinen fast schon traditionell eher klein. Hinzukommt das Verletzungspech, dass regelmäßig zuschlägt. Im Vorjahr fielen mehrere Spieler mit Kreuzbandrissen, Meniskus- und Knorpelschäden aus. Blickt man auf die Verletzten in dieser Saison, sind wieder gravierende Verletzungen wie ein Meniskusriss, zwei Gehirnerschütterungen und eine Herzerkrankung neben weiteren kleineren Verletzungen und beruflichen Verhinderungen zu verzeichnen gewesen. Wird sich der personelle Engpass in der Winterpause entspannen?

JB: Ich hoffe schon, dass Flo Weil, Markus Kalkbrenner und Nick Bayer nach der Winterpause wieder hundertprozentig fit sind. Auch Patrick Schaub sollte seine muskulären Probleme auskuriert haben. Gernot Matz wird im Januar am Knie operiert. Da kann man nicht unbedingt davon ausgehen, dass er zum Rückrundenstart dabei ist. Ob Konstantin Schreiner überhaupt noch einmal Fußball spielt, ist im Moment fraglich. Wie der Heilungsprozess bei Leon Demann verläuft, ist aktuell noch nicht absehbar.

SGO: Gerade zu Beginn der Saison häuften sich in der Liga Spiele, bei denen einen Mannschaft nicht antrat und das Spiel mit 0:3 gewertet wurde. Bei einigen Spielen der SGO (Kaichen, Ober-Mörlen, Ober-Hörgern) war auf Grund der vielen Ausfälle Improvisationstalent gefragt, um überhaupt eine Mannschaft stellen zu können. Warum war es für dich zu keinem Zeitpunkt eine Frage, ein Spiel ebenfalls abzusagen, wie es andere Mannschaften taten?

JB: Es ist nicht so, dass ich darüber nicht nachgedacht habe, aber aus Wettbewerbs- und Fairnessgründen verbietet es sich eigentlich. Jedes Spiel muss erst einmal gespielt werden und die Spiele gegen Ober-Mörlen und Ober-Hörgern haben gezeigt, dass man auch mit einer ersatzgeschwächten Truppe etwas ausrichten kann. Kaichen ist diese Saison kein Maßstab, weil diese Mannschaft einfach zu gut für die A-Liga ist.

SGO: Blicken wir voraus: An Meisterschaft und Aufstieg des FC Kaichen wird kein Weg vorbeiführen. Welchem Team traust du am Ende ebenfalls den Aufstieg zu?

JB: So wie es im Moment aussieht ist es tatsächlich Wohnbach/Berstadt, obwohl ich persönlich Ober-Mörlen besser eingeschätzt hätte.

SGO: Zum Schluss noch eine Prognose zu deiner Mannschaft. Wo landet die SGO am Saisonende?

JB: Auf einem Nichtabstiegsplatz.

SGO: Vielen Dank für das Interview, Jürgen. Wir wünschen viel Erfolg, dass du mit deinem Team die gesteckten Ziele erreichst!

Bild: Foto-jaux