Trainer Jürgen Bellersheim im großen Interview

Am Sonntag beginnt die neue Saison 2023/2024 für die SG Oppershofen. Nach dem Abstieg aus der A-Liga tritt man in der kommenden Runde in der Kreisliga B an. Wir haben und mit unserem Trainer Jürgen Bellersheim über die vergangene Spielzeit und die neue Runde unterhalten.

SGO: Jürgen, die Saison 2022/2023 endete mit dem Abstieg aus der A-Liga. Auf Grund der hohen Zahl an feststehenden Absteigern und der einen oder anderen Kaderveränderung war von Beginn an klar, dass es ein äußerst schwieriges Unterfangen werden würde, die Klasse zu halten. Trotzdem gelang es der Mannschaft lange Zeit mit- und dagegenzuhalten. Über Weite strecken enttäuschte die Mannschaft nicht, ehe sich ab Beginn der Rückrunde die Ausfälle häuften. Wie beurteilst du mit etwas Abstand die zurückliegende Saison?

Jürgen Bellersheim: Uns war von Anfang an klar, dass es vom ersten Tag an nur darum gehen kann, irgendwie die Klasse zu halten. Der Kader war sehr klein und Ausfälle waren kaum zu kompensieren. Wir haben es verpasst in der Vorrunde den ein oder anderen Punkt mehr zu holen, um uns für die Rückrunde eine bessere Ausgangsposition zu erarbeiten. Ich denke dabei insbesondere an die Spiele in Beienheim und Rockenberg.

Nach der Winterpause haben uns letztendlich die Spielausfälle im März und April aufgrund des schlechten Wetters das Genick gebrochen, weil wir die vielen englischen Wochen mit unserem kleinen Kader nicht bewerkstelligen konnten, die Spieler teilweise angeschlagen in die Spiele gehen mussten und auch deshalb nicht immer 100 % Leistung abrufen konnten. Abschließend muss man sagen, dass wir aufgrund des kleinen Kaders nicht in der Lage waren, über die ganze Saison A-Liga-tauglichen Fußball zu zeigen und deshalb auch verdient abgestiegen sind. Wir sehen diesen Abstieg aber als Chance, uns in der B-Liga zu konsolidieren und wieder anzugreifen.

SGO: Was waren für dich die positiven Ereignisse in der letzten Runde?

JB: Wir haben gesehen, dass wir, wenn alle hundertprozentigen Einsatz zeigen, mit allen Mannschaften in der A-Liga mithalten konnten. Die Spiele, die wir gewonnen haben, bleiben natürlich positiv in Erinnerung, aber auch das Unentschieden zu Hause gegen Ockstadt bleibt mir positiv in Erinnerung, weil wir bis zum Schluss bis zum Umfallen gekämpft haben und alle Spieler in diesem Spiel am oberen Limit agiert haben.

SGO: Gab es Spieler, die du aus dem Team hervorheben kannst?

JB: Das will ich nicht machen. Wir gewinnen und verlieren als Team.

SGO: Schauen wir nun auf die neue Saison: Während immer mehr Vereine in Spielgemeinschaften gehen, meldet die SG Oppershofen nach acht Jahren erstmals wieder eine eigenständige Mannschaft. Es konnten 16 Neuzugänge und Rückkehrer begrüßt werden. Wie kam diese Entwicklung zustande?

JB: Es ist für uns eine großartige Sache, nach dieser langen Zeit eine eigene 2. Mannschaft zu stellen. Wir, das heißt Jan Meyer, Andreas Schäffler und ich, haben uns schon frühzeitig Gedanken gemacht, wie es mit der SGO weitergehen wird und es sah im Winter wirklich nicht gut aus.

Dann platzte auch noch die Spielgemeinschaft mit Gambach, aber durch viele glückliche Umstände (einer kennt einen, der einen kennt und der bringt noch einen Kumpel mit) hat es dann geklappt, die vielen Neuzugänge für die SGO zu begeistern.

Unsere Spieler haben uns dabei tatkräftig unterstützt und so haben wir sehr viele Gespräche geführt und einen sehr jungen Kader zusammengestellt. Diesen Weg wollen wir konsequent weiterverfolgen.

SGO: Die Anzahl der Trainingsteilnehmer hat sich signifikant erhöht. Für dich alleine wird die Betreuung beider Mannschaften und aller Spieler, insbesondere, wenn beide Teams zeitgleich an unterschiedlichen Orten spielen, kaum zu händeln sein. Welche Lösung habt ihr hierfür gefunden?

JB: Markus Kalkbrenner betreut die 2. Mannschaft bei den Spielen als Spielertrainer, wenn die 1. Mannschaft an einem anderen Ort spielt und unterstützt mich auch in den Trainingseinheiten.

SGO: Die Vielzahl an Neuzugängen bringt auch immer einen bestimmten Grad an Ungewissheit und die eine oder andere Umstellung mit sich. Wie klappt die Integration der Neuen und wie steht es um die Stimmung im Team?

JB: Ich denke, die Integration klappt ganz gut, ist aber natürlich ein Prozess, der in den nächsten Wochen und Monaten noch fortgesetzt werden muss. Die Mannschaft hat einen „Partyausschuss“ gegründet, um die Integration der Neuen mit verschiedenen Mannschaftsevents weiter voranzutreiben.

SGO: Mit Konstantin Schreiner, Nick Bayer und zuletzt auch Victor Fenski haben drei Spieler den Verein verlassen beziehungsweise ihre Karriere beendet, die insbesondere für das Offensivspiel bedeutsam waren. Generell hat sich die SGO in den letzten Jahren mit dem Toreschießen schwergetan. Wie planst du diese Abgänge zu kompensieren und das Offensivspiel neu zu beleben?

JB: Mit Mirweis Beykzadeh haben wir einen Offensivspieler dazubekommen, der unser Angriffsspiel auf jeden Fall beleben wird. Vielleicht greift auch Dominik Bellersheim wieder an. Außerdem haben wir etliche Spieler, die Offensivqualitäten haben, obwohl sie weiter hinten spielen. Grundsätzlich soll jeder Spieler, unabhängig von der Position, Torgefahr ausstrahlen. Das macht uns auch schwerer ausrechenbar

SGO: Welche Neuzugänge kommen direkt für die Erste Mannschaft in Frage?

JB: Aktuell sehe ich dort Mirweis Beykzadeh und Marvin Loy. Aber auch viele andere Spieler haben genug Potential für die 1. Mannschaft und werden Ihre Einsatzzeiten erhalten.

SGO: Die 2010 wiederbelebte Jugendarbeit der SGO trägt zu dieser Saison erstmals Früchte. Welchen Eindruck haben die A-Jugendlichen in der Vorbereitung hinterlassen?

JB: Beide Spieler (Marvin Loy und Felix Krämer) haben einen sehr guten Eindruck hinterlassen, sind regelmäßig im Training und gehen engagiert zur Sache. Sie werden uns in dieser Saison auf jeden Fall richtig weiterhelfen.

SGO: Wie bist du mit dem Verlauf der Vorbereitung zufrieden?

JB: Die Vorbereitung war aufgrund der langen Vorsaison sehr kurz. Die Trainingsbeteiligung ist bis auf ganz wenige Ausnahmen gut. An eine Teilnehmerzahl von über 20 muss man sich aber auch erst gewöhnen. Im Großen und Ganzen bin ich zufrieden, aber wir brauchen sicher noch einige Zeit, damit alles passt.

SGO: Beide Mannschaften haben je ein Testspiel absolviert. Die Erste Mannschaft unterlag dem FC Nieder-Florstadt mit 1:4, die Reserve verlor in ihrem ersten Spiel bei Blau-Gelb Friedberg II mit 2:4. Welche Erkenntnisse haben dir diese beiden Tests gebracht?

JB: Bei der 1. Mannschaft hat man gesehen, dass man in der Lage ist viele Chancen herauszuspielen, allerdings defensiv noch zu anfällig ist. An der Kompaktheit und der Chancenverwertung muss noch gearbeitet werden.

Die 2. Mannschaft hat Ihr erstes Spiel in dieser Zusammensetzung gemacht und war auf Augenhöhe mit dem Gegner. Auch hier hätte die Chancenverwertung besser sein können. Es waren viele Jungs dabei, die lange oder noch nie gespielt haben, von daher bin ich trotz der Niederlage sehr zufrieden gewesen.

SGO: Was ist das Saisonziel für die Erste Mannschaft?

JB: Oben mitspielen.

SGO: Wie schätzt du die Nordgruppe der B-Liga generell ein?

JB: Sehr ausgeglichen.

SGO: Welche Teams sind deiner Meinung nach favorisiert?

JB: Ich sehe sieben bis acht Teams, die oben mitspielen können. Allerdings ist eine Prognose bei so vielen 2. Mannschaften auch immer etwas schwierig.

SGO: Am Sonntag startet ihr mit der Ersten Mannschaft zum Derby beim SV Nieder-Weisel II. Wie schätzt du den Gegner ein und worauf wird es am Sonntag ankommen, um erfolgreich in die neue Runde zu starten?

JB: Nieder-Weisel II ist sicher ein spielstarker Gegner, der uns das Leben schwer machen wird. Wir müssen kompakt spielen, körperlich dagegenhalten und unsere Chancen nutzen.

SGO: Die Zweite Mannschaft tritt in der C-Liga an. Gibt es für die Reserve, bei der einige junge Spieler zum Einsatz kommen, ein spezielles Saisonziel?

JB: Das Ziel ist alle Spiele zu machen und Erfahrungen zu sammeln. Die Jungs sollen Spaß haben und natürlich auch den einen oder anderen Punkt holen.

SGO: Vielen Dank für das ausführliche Interview und viel Erfolg beim Saisonstart am Sonntag sowie im Verlauf der gesamten Saison!

Bild: SGO